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Helmstedter Universitätstage

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Nachlese: Helmstedter Universitätstage 2024

30. Helmstedter Universitätstage von 26. bis 29. September 2024 zum Thema "Identität und Geschichte"

„Die Helmstedter Universitätstage zeichnen die Stadt Helmstedt seit einer Generation aus.“, konstatierte Beiratsvorsitzender Tobias Henkel. Förderer und Unterstützer der Veranstalter schlossen sich dieser Aussage an und unterstrichen bei einer Pressekonferenz am 17.09.2024, dass es hierbei um die wichtigste Veranstaltung der Stadt im Bereich Kultur und Geschichte handelt.

Zum Thema 2024: Geschichte ist ein Medium der Identitätsbildung und der Selbstvergewisserung. „Identität braucht Geschichte und Geschichte braucht Identität”. Mehr noch: Geschichtsverlust bedeutet Identitätsverlust.” verkündete der damalige Bundespräsident Johannes Rau in seiner Festansprache auf dem Deutschen Historikertag 2002. Es stellt sich die Frage, ob man Identität denn tatsächlich verlieren kann, wenn sie historisch begründet und bedingt ist. Fest geglaubte Gewissheiten der Geschichtsaneignung und –schreibung stehen in unserer Zeit in Frage, bewegen und spalten die Gesellschaft: Wenn das (selbst)zufriedene Urteil über die geglückte deutsche Aufarbeitung der deutschen Katastrophenvergangenheit in neuem, zweifelhaftem Licht steht, wenn der Holocaust in den Kontext des Kolonialismus gestellt und der geschichtsgetreue Wiederaufbau von kriegszerstörten Gebäuden zum Skandal wird. Auch die Frage, wer eigentlich wessen Geschichte mit welchem moralischen Recht zu schreiben befugt ist, stand bei den Helmstedter Universitätstagen 2024 zur Diskussion.

Die 30. Helmstedter Universitätstage 2024 zum Thema „Identität und Geschichte“ gaben vom 26.- 29. September 2024 mit Vorträgen und einer abschließenden Podiumsdiskussion dieser Neubefragung Raum und versuchten, aus der kritischen Gegenüberstellung der Positionen ein Urteil über den Wandel der Vergangenheitsvergegenwärtigung zu gewinnen, der sich vor unseren Augen vollzieht.

Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister Wittich Schobert und den Beiratsvorsitzender der Helmstedter Universitätstage Tobias Henkel führte der wissenschaftliche Leiter Prof. Dr. Martin Sabrow in die Thematik ein.

Daniel Cohn-Bendit, früheres Mitglied im Europäischen Parlament, sprach zur Eröffnung zu „Politik und Identität in biographischer Perspektive“. Hochkarätige Referentinnen wie Referenten näherten sich anschließend in ihren Vorträgen dem weiten Feld der historischen Identitätsbildung und Identitätsauflösung aus unterschiedlichen Perspektiven: Sie erörterten autobiographische und kollektive Formen der zeitgeschichtlichen Selbstvergewisserung, sie verbanden geschichtliche Rückgriffe mit aktuellen Aushandlungsdebatten, und sie zielten auf das politisch-kulturelle Selbstverständnis einer im Wandel begriffenen Bundesrepublik am Ende des ersten Viertels des 21. Jahrhunderts.

Die Autorin Anne Rabe las aus ihrem Buch „Die Möglichkeit von Glück“. Umrahmt wurde die Veranstaltung darüber hinaus mit einer Kinosondervorstellung „Phoenix “ sowie einer Führung zur Helmstedter Universitätsgeschichte mit Museumsleiter Dr. Matthias Meinhardt. Festlich endeten die Helmstedter Universitätstage mit dem Gottesdienst in der St. Stephani Kirche und einer Festpredigt von Landesbischof Dr. Christoph Meyns. Der Gottesdienst wurde parallel im NDR Rundfunk übertragen.

Neben dem wissenschaftlichen Leiter der Helmstedter Universitätstage, Prof. Dr. Martin Sabrow, referierten folgende namhafte Zeithistoriker, Politologen und Publizisten:

  • Daniel Cohn-Bendit (Frankfurt a.M.), Helmstedt Lecture: Politik und Identität in biographischer Perspektive

  • Prof. Dr. Moshe Zimmermann (Tel Aviv): Jüdische Identität als historisches Problem

  • Dr. Aleida Assmann (Konstanz): Heimat als Identitätsangebot

  • Prof. Dr. Matthias Steinbach (Braunschweig): Wenn einer so liegt, muss was gewesen sein… Hindenburg auf dem
    Kyffhäuser

  • Prof. Dr. Michael Wildt (Berlin/Hamburg): Historikerstreit 2.0? Die Debatte um die Singularität des Holocaust

  • Prof. Dr. Árpád von Klimó (Washington): Sameness oder strangeness. Die amerikanische Historikerdebatte um das Verhältnis von Vergangenheit und Gegenwart

  • Prof. Dr. Saskia Handro (Münster): Neue Straßenkämpfe um alte Straßennamen

  • Prof. Dr. Martin Sabrow (Potsdam/Berlin): Wir und Ihr! Die DDR-Aufarbeitung als Identitätskonflikt

  • Dr. habil. Anna Veronika Wendland (Marburg/Lahn): Der russisch-ukrainische Krieg als Identitäts-Transformator

Die Helmstedter Universitätstage 2024 waren sehr erfolgreich und wurden durchgängig sehr gut besucht. Das Publikum war einerseits traditionell, als auch viele neue auswärtige Gäste dabei waren. Die Veranstaltung besuchten bis zu 250 Personen pro Programmpunkt. 

Helmstedter Colloquien

Die Vorträge bei den Helmstedter Universitätstagen werden seit 1998 in den von Herrn Prof. Dr. Sabrow herausgegebenen Helmstedter Colloquien veröffentlicht. Diese bei der Akademischen Verlagsanstalt verlegte Schriftenreihe kann über den Buchhandel oder im Rathaus der Stadt Helmstedt bezogen werden. Mittlerweile haben die Helmstedter Colloquien sowohl bei interessierter Öffentlichkeit als auch bei Zeithistorikern ihren Platz gefunden und werden bei Fachveröffentlichungen zitiert.

Für die Bestellung gelten die datenschutzrechtlichen und sonstigen Bestimmungen der Stadt Helmstedt.

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