Politiker und Experten warnen, dass die Gewalt in Deutschland eine neue Qualität erreicht habe. Der Mord an Walter Lübcke, mutmaßlich von einem Rechtsextremisten verübt, ist das erste tödliche Attentat auf einen Politiker in der Geschichte der Bundesrepublik. Heute stellen Morddrohungen gegenüber Politikerinnen und Politikern eine zunehmende Gefahr für die Demokratie dar.
Mit Vorträgen und einer abschließenden Podiumsdiskussion näherten sich die Helmstedter
Universitätstage vom 22. bis 25. September 2022 der Thematik „Attentat und Gesellschaft“.
Die Organisatoren konnten ebenso hochkarätige wie prominente Referentinnen und Referenten für die diesjährige Veranstaltung gewinnen. Ihre Vorträge drehten sich thematisch um die Bemühungen, aber auch das Versagen von Staat und Gesellschaft, sich terroristischen Bedrohungen zu erwehren.
Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister Wittich Schobert und den Beiratsvorsitzender der Helmstedter Universitätstage Tobias Henkel führte der wissenschaftliche Leiter Prof. Dr. Martin Sabrow in die Thematik ein. Das Helmstedter Diskussionsforum nahm den Tod des deutschen Industriellen, Intellektuellen und Politikers Walther Rathenau, der sich in diesem Jahr zum 100. Mal jährt, zum Anlass, um nach der Rolle der Gewalt im Kampf gegen die Demokratie zu fragen.
Bundestagspräsident a. D. Dr. Wolfgang Schäuble stellte in seiner Eröffnungsrede klar, dass Attentaten immer tieferliegende Probleme einer Gesellschaft zugrunde liegen. Er selbst sieht sich nicht als Opfer eines Attentats. Die Schüsse, die den damaligen Bundesinnenminister während einer Wahlkampfveranstaltung im Jahr 1990 schwer verletzten, seien die Tat eines psychisch Kranken gewesen und damit ein Unfall, stellte er klar.
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Prof. Dr. Jan Philipp Reemtsma, Literatur- und Sozialwissenschaftler, Gründer des Hamburger Instituts für Sozialforschung und prominentes Entführungsopfer, sprach am Freitagabend über die Faszination der Gewalt.
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Die Vorträge der Referentinnen und Referenten boten viele Ansätze für Gespräche, die bei der abschließenden Podiumsdiskussion zum Höhepunkt in ein „Historiker-Werkstattgespräch“ mündeten. So gab die Abschlussdiskussion Einblick in die Arbeit von Historikerinnen und Historikern, die geprägt wird von unterschiedlichen Auffassungen. Dieses Format war höchst spannend für die Zuhörer und soll fortgesetzt werden.
In die Diskussion, die sich rund um die These "Der politische Mord als demokratische Herausforderung" entwickelte, führte Prof. Dr. Thomas Etzemüller, Professor für Kulturgeschichte der Moderne an der Universität Oldenburg ein.
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Prof. Dr. Michael Sommer schrieb am 28. September 2022 in seiner Kolumne "Sommer-Zeit" über die Zukunft der Demokratie und über seinen Besuch in Helmstedt anlässlich der Helmstedter Universitätstage.
Die Vorträge bei den Helmstedter Universitätstagen werden seit 1998 in den von Herrn Prof. Dr. Sabrow herausgegebenen Helmstedter Colloquien veröffentlicht. Diese bei der Akademischen Verlagsanstalt verlegte Schriftenreihe kann über den Buchhandel oder im Rathaus der Stadt Helmstedt bezogen werden. Mittlerweile haben die Helmstedter Colloquien sowohl bei interessierter Öffentlichkeit als auch bei Zeithistorikern ihren Platz gefunden und werden bei Fachveröffentlichungen zitiert.
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